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Löwenzahn – Berühmtheit mit unbekannten Seiten

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Wildkrautgarten Loewenzahn

Löwenzahnblüten und Pusteblume

Maigrüne Wiesen mit hunderten von sonnengelben Löwenzahnblüten sind für mich der Inbegriff von Frühling. Und sicher hatten Sie als Kind genauso viel soviel Spaß mit den prächtigen Pusteblumen, wie ich noch heute. Hat Ihnen Ihre Mutter früher immer gesagt, dass Sie die Finger vom Löwenzahn lassen sollen, weil er giftig sei? Dann lassen Sie mich mit diesem weit verbreiteten Vorurteil endlich aufräumen. Der Löwenzahn ist essbar und sehr gesund! Aber er macht ziemlich hartnäckige Flecke auf der Kleidung. Vielleicht wollte Ihre Mutter Sie deshalb von den schönen gelben Blüten und den lustigen Pusteblumen fernhalten?

Weil seine fallschirmartigen Samen in jeder noch so kleinen Ritze keimen und wachsen können, ist der Löwenzahn ist eine der am meist verbreiteten Wildpflanzen überhaupt. Er ist eine der wenigen Pflanzen, die fast jeder kennt. Als kleine Berühmtheit ist er Namensgeber einer Kinder-Fernsehsendung und zierte früher sogar die Rückseite des 500 DM-Scheins. Ursprünglich stammt er aus Asien und Osteuropa, heute ist er in ganz Europa heimisch und auch in Nordamerika eingebürgert.

Wildkrautgarten LoewenzahnIm Aussehen passt sich der Löwenzahl stark seinem Standort an. An schattigen Stellen wird er schon mal einen halben Meter hoch, im Gebirge duckt er sich flach an den Boden. Immer stehen die Blätter in einer Rosette, aber manchmal sind sie tief gezackt und manchmal sind sie fast ungekerbt. Die Unterschiedlichkeit reicht bis in die Gene. Auf derselben Wiese haben manche Löwenzähne einen zweifachen Chromosomensatz und pflanzen sich geschlechtlich fort, andere haben dreifache, vierfache oder nicht vollständige Chromosomensätze und vermehren sich über Klone.

Allen gemeinsam und unverkennbar ist jedoch das großes Blütenkörbchen des Löwenzahns, das sich sonnengelb auf einem hohlen, aber saftigen Stängel emporreckt. Es öffnet sich nur bei Sonnenschein, denn Löwenzahn ist wetterfühlig. Nachts und bei Regen bleiben die Blüten geschlossen. Verwechseln kann man den Löwenzahn mit dem Ferkelkraut, den Leontodon-Arten oder vor der Blüte auch mit der nahe verwandten Wegwarte. Allerdings sind die Blütenstängel dieser Pflanzen nicht hohl, die Wegwarte blüht zudem blau. Alle drei sind ebenfalls essbar.

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Frühlingswiese voll mit Löwenzahn

Der mehrjährige Löwenzahn blüht als Kurztagspflanze nur im Frühjahr und Herbst richtig üppig. Da er keine Winterruhe hält, kann er aber das ganze Jahr über aus kleinsten Wurzelstücken immer wieder neue Blätter austreiben. Das kann man sich zu nutze machen und ihn im Winter wie den ihm nahe verwandten Chicoree, im Keller treiben lassen. Dann hat man einen gesunden Wintersalat.

Kulinarisch kann man beim Löwenzahn die ganze Pflanze verwenden, Blätter, Blüten und Wurzel sind essbar. Alle drei enthalten verdauungs- und stoffwechselfördernde Bitterstoffe.

Die jungen Löwenzahnblätter enthalten achtmal soviel Vitamin C, fünfmal soviel Eiweiß, doppelt soviel Kalium, Magnesium und Phosphor und 40mal soviel Vitamin A wie Kopfsalat. Vor der Blüte sind sie noch recht mild und eignen sich für belebende Frühlingssalate oder fein geschnitten im pikanten Kräuterquark. Sie passen gut zu milderen Wildkräutern wie Giersch, Vogelmiere, Weidenröschen oder Scharbockskraut. Nach der Blüte werden die Blätter recht bitter. Sie eignen sich gedünstet zu Fleisch und Fisch oder gebacken in Kroketten. Wer die Bitternote nicht mag, kann Kraut und Wurzel ca. 1 Stunde in Salzwasser einlegen, auch Sahne oder Creme fraiche mildern den Bittergeschmack etwas. Man kann die Blätter auch bleichen. Stellen Sie einfach ein paar Tage einen lichtundurchlässigen Eimer über die Pflanze.

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Die noch geschlossenen Blütenknospen kann man als in Essig eingelegt Kapern, gesalzen und in Öl als Antipasti oder gebraten als Gemüse verwenden, beispielsweise als Einlage zu Wildgerichten. Gedünstet erinnern insbesondere die ganz jungen Blütenknospen an Rosenkohl. Auch die Wurzeln sind als Gemüse verwendbar. Im Frühjahr enthält die Wurzel bis zu 20% Zucker und den höchsten Anteil an Bitterstoffen. Im Herbst steigt der Anteil an präbiotisch wirksamem Inulin in der Wurzel. Es ist für Diabetiker besonders verträglich, da es im Gegensatz zur Stärke wegen fehlender Enzyme nicht von unserem Verdauungssystem aufgeschlossen werden kann. So erhöht es den Blutzuckerspiegel nicht. Regelmäßiger Verzehr von inulinhaltigen Nahrungsmitteln soll zudem die Cholesterin- und Blutfettwerte senken, die Darmgesundheit fördern und beim Abnehmen helfen.

Der Inulingehalt der Löwenzahn-Wurzel liegt im Herbst bei fast 40%. Dadurch lassen sich die wie die nahe verwandte Zichorie, die Wegwarte oder die Topinambur hervorragend als Kaffeeersatz nutzen. Beim Rösten bildet sich aus dem Inulin ein Stoff mit kaffeeähnlichem Aroma, das Oxymethylfurfurol. Die Herstellung des Löwenzahnkaffees ist einfach: Herbstwurzeln sorgfältig ausgraben und säubern, klein schneiden, im Backofen rösten und in der Kaffeemühle mahlen. Dann wie normalen Kaffee aufbrühen.

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Löwenzahnblüten mit Käfern

Auch aus den Löwenzahnblüten lassen sich viele Leckereien herstellen, denn die gelben Blütenblätter haben einen feinen süßlichen Geschmack. Sie aromatisieren den berühmten Löwenzahnhonig, Gelees, Sirup, Likör oder Wein. In Kombination mit anderen farbigen Blüten eignen sich hervorragend als Farbtupfer in Salaten, Kräuterquark oder Desserts. Bevor man sie in der Küche verwendet, sollte man sie allerdings ein halbe Stunde offen liegen lassen, damit die Käferchen, die oft in der Blüte sitzen, eine Chance haben, abzuhauen.

Wildkrautgarten LoewenzahnBesonders gern mag ich die langen saftigen Stängel des Löwenzahns. Sie lassen sich als knackiger Snack einfach zwischendurch im Garten naschen. Auch wie saure Gurken eingelegt sind sie sehr lecker. Die Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen empfiehlt sie längs geschnitten und gewässert von März bis September zu Salaten. Durch unterschiedlich saugfähige Pflanzenfasern an der Innen- und Außenseite des Stängels rollen sich diese im Wasser zu kleinen Knäueln zusammen. Das geschieht manchmal so ungestüm, dass es aussieht, als ob sich kleine Schlagen umeinander kringeln. Nicht nur für Kinder ein spannendes Schauspiel.

Die Kräuterkundige Maria Treben empfiehlt übrigens jedem, der sich abgeschlagen und müde fühlt, eine 14-tägige Kur mit Löwenzahnstängeln. Dafür knabbert man einfach jeden Tag fünf bis zehn Stück davon. Sie sind knackig, etwas bitter, gleichzeitig leicht süßlich und ähneln Endivienblättern. Auch Diabetikern legt sie diese Kur wärmstens an Herz.

Neben zahlreichen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen enthält der Löwenzahn zahlreiche Heil- und Aufbaustoffe, die das Blut reinigen, den Stoffwechsel ankurbeln und das Gewebe entgiften.

Seltsamerweise finden die Heilkräfte des Löwenzahns bis zum 15. Jahrhundert in den Kräuterbüchern keine Erwähnung. Auch Hildegard von Bingen soll seine Möglichkeiten für die Gesundheit nicht erkannt haben. Anders in Asien. Der Ayurveda und die chinesische Medizin nutzen den Löwenzahn seit langer Zeit als entgiftendes Mittel bei Leber- und Milchdrüsenentzündung oder auch bei Hepatitis und Harnwegsinfektionen. Dank seiner Bitterstoffe soll Löwenzahn als Tinktur, Tee oder Auszug bei Fettleibigkeit und zu hohem Cholesterin wirksam sein. Durch die Verbesserung des Stoffwechsels und seine hohe blutreinigende und entgiftende Wirkung wird ihm eine positive Wirkung auf Gicht, Rheuma, Beschwerden von Leber und Galle, Blutkrankheiten, Geschwüre, Hauterkrankungen und Alterserscheinungen nachgesagt.

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Pusteblumen

Spitznamen wie Seichkraut oder Bettpisser deuten auf die starke harntreibende Wirkung des Löwenzahns hin. Als Kur angewendet, sollen Tee oder Presssaft aus Wurzeln, Blättern und Blüten Harnsäure und andere Schlacken aus Blut und Gewebe schwemmen und auch Gefahr der Bildung von Nieren- und Gallensteinen vermindern. Bei chronischen Arthrosen, Hexenschuss, Ischias und Bandscheibenschäden aber auch zur Abtreibung von Harnleitersteinen empfiehlt Kräuterexperte Wolf-Dieter Storl deshalb eine Wochenendkur mit Löwenzahnwurzeltee. Dazu soll ein Liter Tee aus Löwenzahnwurzeln und -blättern morgens auf nüchternen Magen schluckweise innerhalb von einer Viertelstunde getrunken werden. Vorsichtshalber sollte aufgrund des starken Harndrangs während dieser Kur eine Toilette in Reichweite sein. Der hohe Kaliumgehalt des Löwenzahns gleicht den Verlust dieses Minerals anderes als andere harntreibende Pflanzen gut wieder aus. Der Tee aus der Wurzel soll übrigens auch gut bei Hämorrhoiden wirken. Der frischer Presssaft aus der ganzen Pflanze wird bei chronischen Arthrosen und degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen empfohlen, der Tee aus Löwenzahnblättern gegen Leber- und Nierenleiden sowie Rheuma. Auch die Homöopathie nutzt die Löwenzahnessenz gegen Rheuma, Leberleiden und Zuckerkrankheit. Zudem hat Löwenzahn einen Ruf als Hautreiniger. Äußerlich und innerlich angewendet soll er Pickel, Akne, Ausschläge und Hauterkrankungen lindern.

Neuere wissenschaftliche Forschungen deuten darauf hin, dass Löwenzahn sogar gegen Krebs wirksam ist. Verschiedene Studien konnten nachweisen, dass Extrakte aus Löwenzahn das Wachstum von Prostata- und Brustkrebszellen hemmen und den Zelltod von Blut- Bauspeicheldrüsen- und Leberkrebszellen beschleunigen können.

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Löwenzahn in Städten reinigt die Luft und sammelt Schadstoffe

Es gibt also viele gute Gründe, den Löwenzahn in den Speiseplan aufzunehmen. Allerdings sammelt er Schadstoffe, deshalb sollte man ihn nicht in Stadtgebieten oder neben Straßen sammeln. Am besten, sie räumen ihm ein Plätzchen im Garten ein oder ziehen ihn im Topf. Ein kluger Gärtner hat mir verraten, dass Löwenzahn auf der Baumscheibe die Gesundheit des Baumes unterstützt. Auch Erdbeeren sollen von der Nachbarschaft zum Löwenzahn profitieren. Wolf Dieter Storl vermutet, dass dies am Ethylen liegt, welches Löwenzahnblüten verströmen. Als Reifegas beschleunigt es Blüte und Fruchtreife. Verjaucht und als düngende Brühe ausgebracht verhilft der vitale Löwenzahn auch anderen Pflanzen zu mehr Lebenskraft und wirkt als Dünger. Sowieso ist Löwenzahn eigentlich ein echter Gärtnerfreund. Mit seinen tiefen Pfahlwurzeln ebnet er Wege durch harte Bodenschichten, die auch den Kulturpflanzen zu Gute kommen. Er saugt Nährstoffe und Mineralien aus der Tiefe nach oben und verbessert so den Boden, wenn er sie als Humus oder Mulch wieder freigibt. Und die für den Boden so wichtigen Regenwürmer lieben Löwenzähne. In der Nähe ihrer Wurzeln kann man unzählige der noch glasigen Jungtiere finden.

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Schildkröten lieben Löwenzahn

Allerdings kann er mit seiner Vitalität penible Gärtner auch schon mal in die Knie zwingen – um ihn auszustechen. Vielleicht sind Sie in Zukunft ja entspannter und machen es wie ich. In meinem Garten darf der Löwenzahn wachsen, ich esse ihn einfach, mache Kaffee daraus oder mulche meine Beete damit. Und schließlich ist der Löwenzahn die Leibspeise meiner Schildkröte, speziell die knackigen Knospen haben es ihr angetan. Wie könnte ich ihn da aus meinem Garten verbannen?

Vielleicht sind Sie in Zukunft ja auch entspannter, wenn ein Löwenzahn in Ihrem Rasen blüht. Essen Sie ihn auf, machen Sie Kaffee draus oder mulchen Sie die Beete damit. Hier noch ein paar Rezepte zum Kennenlernen.

Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten

(c) Mandy Bantle 2014

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Nussige Löwenzahn-Blütenmilch
Über Nacht eine Handvoll Mandeln einweichen und am nächsten Tag schälen. Mit zwei Handvoll Löwenzahnblütenblättern (ohne grüne Hüllblätter), 2 entsteinten Datteln und einem halben Liter Wasser zu einem homogenen Drink mixen und genießen.

Eingelegte Löwenzahn-Stengel
Zwei Handvoll kurze oder eine Handvoll lange Löwenzahnstängel waschen und vom Blütenkopf befreien. In ca. 5 cm lange Stücke schneiden und locker in ein sauberes Schraubglas schichten. Eine Marinade aus 200ml Weißwein, 100ml Wasser, 2 Esslöffel Zucker, ½ Teelöffel Salz, 1 Lorbeerblatt, 1 Teelöffel Senfkörnern und einer halben fein gewürfelten Zwiebel herstellen. Wer mag, gibt noch kleingehackte Knoblauchzehen oder ein Stück Chilischote hinzu. Die Marinade zum Kochen bringen und heiß über die Stängel gießen, bis alles bedeckt ist. Glas verschießen und ein paar Tage ziehen lassen. Eine gute Alternative zu Gewürzgurken.

Löwenzahnknospengemüse
Blütenknospen ca. 3 Minuten in Butter andünsten und Salz gewürzt genießen.

Löwenzahnsalat mit gebratenem Ziegenkäse
8 Tomaten in Scheiben und 100g junge Löwenzahnblätter in feine Streifen schneiden. Dressing aus 3 Esslöffeln Olivenöl, 2 Esslöffeln Senf, 1 Teelöffel Honig verrühren, mit etwas Salz und Pfeffer würzen und mit dem Salat vermischen. 200g Ziegenkäse in Scheiben schneiden, in Mehl wenden und in heißem Öl kurz anbraten. Mit dem Salat servieren. Darüber kann man noch ein paar Walnuss-Krümel streuen.

Löwenzahn-Antipasti
2 Handvoll Löwenzahnknospen in einem Esslöffel Olivenöl ca. 5 Minuten anbraten, bis sie Farbe bekommen. Mit 2 Esslöffel Weißwein ablöschen und mit 2 Prisen Stein- oder Meersalz würzen. Unter rühren weiter köcheln, bis die Flüssigkeit weg ist. Lauwarm oder kalt servieren.

Löwenzahnhonig
Ein gestopftes Litermaß voll Löwenzahnblüten sammeln und etwa eine halbe Stunde locker liegen lassen, damit die Käfer flüchten können. Dann mit einem Liter Wasser zu kochen bringen, aufwallen lassen, Topf vom Herd nehmen und über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag Blüten durch ein Sieb abseihen und ausdrücken. In die Flüssigkeit ein Kilogramm Rohrohrzucker und eine Scheiben einer halben ungespritzten Zitrone geben. Ohne Deckel auf kleinster Hitze einige Stunden langsam vor sich hin simmern lassen bis ein dickflüssiger Sirup von der honigartiger Konsistenz entsteht. Heiß in sterilisierte Gläser füllen.

Paniertes Löwenzahnwurzel-Gemüse
300 g Löwenzahnwurzeln unter fließendem Wasser abbürsten und schälen oder abschaben. In einem Sud aus 300ml Fleischbrühe, 300ml Weißwein und 50ml Zitronensaft ca. 5 Minuten lang kochen. Anschließend mit kaltem Wasser übergießen, bis sie abgekühlt sind. Mit einem Küchentuch trockentupfen. Anschließend salzen, pfeffern und in Mehl wenden. Nach einem Bad in verqirtem Ei in einer Mischung aus Paniermehl und kleingehacktem Giersch (alternativ Petersilie) wälzen und in heißem Butterschmalz oder Kokosöl ausbraten. Passt gut säuerlichen Fleischgerichten wie Wild oder Rind.


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